"Helgoland" von Carlo Rovelli

  • Cover

    Anders als ich erwartet hatte keine poetische Darstellung von Heisenbergs Tagen auf Helgoland, sondern an der Grenze zum Fachbuch im Hinblick auf die Interpretation der Quantenmechanik. Die Idee einer grundsätzlich relationalen Physik ist mir dabei sehr sympathisch

    Zusammenfassung

    In seinem Buch “Helgoland” entwickelt Carlo Rovelli eine eigene Interpretation der Quantenmechanik, die von der Viele-Welten-Theorie und der Theorie der verstecken Variablen abweicht: Demnach gibt es keine Objekte, die unabhängig voneinander existieren. Dinge können nur dann Eigenschaften haben, wenn sie mit anderen Dingen interagieren. Sie existieren also nur in der Interaktion und je nach Interaktionspartner können sie unterschiedliche Eigenschaften haben.

    The solidity of the world to which we have become accustomed in our daily lives does not reflect the actual grain of reality: it is the result of our macroscopic vision (S. 76).

    Damit werden dann auch wissenschaftliche Untersuchunge n nur zu einer weiteren solchen Interaktion bzw. einer Beobachtung solcher Interaktionen, die aber selbst wiederum eine Interaktion ist. Und über diesen Zustand können wir auch nicht hinweg kommen, eben weil es keinen wahrlich neutralen Blickpunkt geben kann.

    Was Wissenschaft jedoch leisten kann, ist Wissen zu organisieren und zu strukturieren. Diese Interaktionen zu systematisieren und eventuell auch nutzbar zu machen. Sie kann aber kein objektives Wissen anbieten.

    Social life is the organization of collective work. Knowledge is the organization of experience and of concepts. It is possible to understand the whole of reality as organization, structure. (S. 113)

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    • 🌟 Die philosophischen Grundlagen unserer heutigen Physik wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelegt.

      Die heutige Physik basiert weniger auf den philosophischen Grundlagen dessen, was üblicherweise "wissenschaftliche Revolution" genannt wird, sondern vielmehr auf einer kontroversen Diskussion in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

    • Objektivität moderner Wissenschaft ist eine soziale Konstruktion der westlichen Philosophie

      Die Idee, dass die Welt sich aus einem losgelöst-objektiven "wissenschaftlichen" Blick betrachten und letztlich auch kontrollieren lassen könnte ist Ausdruck einer spezifisch westlichen Philosophie.